Berichte 2020

Sicherheitsstandards im Operationssaal

Konsequenter Einsatz von Checklisten

Das USZ setzt seit 2010 im Rahmen des Projekts «Sichere Chirurgie» routinemässig Checklisten als evidenzbasiertes Hilfsmittel mit Verlaufs-, Überprüfungs-, Bestätigungs- sowie Erledigungscharakter ein. Die Stärke der Checklisten liegt in der Unterstützung der schnittstellenübergreifenden Informationsweitergabe sowie in der Adressierung fachspezifischer Risiken. 

Im Berichtsjahr wurde der Einsatz dieser Checklisten zum zweiten Mal evaluiert und eine weitere Optimierung geplant, über deren Umsetzung erst im nächsten Jahr berichtet werden kann.

Meldeplattform für potenzielle Lagerungsschäden

Im USZ wurde 2015 eine Meldeplattform für potenzielle Lagerungsschäden eingerichtet, damit allfällige Probleme durch die Lagerung der Patient*innen auch nach der Operation analysiert werden können. Dabei wird bei jeder Meldung die Frage geklärt, ob durch die Lagerung ein Schaden entstanden sein könnte und wie er zu vermeiden gewesen wäre. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden kontinuierlich und zeitnah gezielte Massnahmen umgesetzt wie Anpassung von Lagerungs- oder Abdeckmaterial sowie Schulungen zur Erhöhung der Aufmerksamkeit aller Mitarbeitenden. Auch werden die Lagerungschecklisten regelmässig überarbeitet und vereinheitlicht.

Insgesamt wurden im Berichtsjahr 35 (2020: 32) Meldungen verzeichnet. Damit konnte wiederum eine tiefe Rate beibehalten werden.  

Bei 31 Meldungen wurden kleinere Hautschäden und leichte Missempfindungen festgestellt, die innerhalb von ein paar Tagen wieder abheilten. Bei drei Fällen waren kleine Wundbehandlungen oder therapeutische Behandlungen von leichten neurologischen Problemen notwendig. Bei einem Ereignis erfolgte eine Nachbehandlung, die in einer MuM-Konferenz der Klinik aufgearbeitet und entsprechende Massnahmen  im OP getroffen wurden.

Die tiefe Rate der Meldungen im perioperativen Qualitätsmonitoring ist wie bereits im Jahr 2020 konstant bei 0.09 Prozent geblieben.

Quelle: Betriebsplattform OP, Christoph Bacher, Leiter, Beate Ninow, Pflegeexpertin BOP

Institut für Anästhesiologie: Postoperatives Monitoring zur Normothermie und Antibiotikaprophylaxe

Bei der Normothermie wird gemessen, ob bei einer Operationsdauer von mehr als 60 Minuten die Körperkerntemperatur der Patient*innen innerhalb einer normalen Temperatur gehalten wird. Diese darf nicht unter 36 °C fallen. Die Abweichung der Körperkerntemperatur während einer Operation ist von klinischer Bedeutung, denn sie erhöht die Gefahr von Komplikationen wie Hypoxämie, Infektionen, Kreislaufinstabilität und Gerinnungsstörungen.

Die Daten zur Normothermie werden am USZ seit 2019 kontinuierlich und automatisiert aus dem Patientendaten-Monitoring-System PDMS erhoben. Dabei wird der letzte Temperaturwert vor Extubation gewertet.

Die Leitlinie zur Vermeidung perioperativer Hypothermie empfiehlt, dass bei mindestens 70 Prozent der Patient*innen die Körperkerntemperatur am OP-Ende höher als 36 °C sein soll. [1].

Im Jahr 2021 wurden 16’651 Protokolle in die Auswertung eingeschlossen. Nicht erfasst werden Patienten mit prophylaktischer oder therapeutischer Hypothermie und alle Notfallpatient*innen sowie Operationen mit einer kürzeren Operationsdauer als 60 Minuten. Der Anteil der korrekten Einhaltung der Normothermie in allen OP-Abteilungen betrug 89.7 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich über dem geforderten Normwert (1) von 70 Prozent. Damit greifen die Massnahmen des Wärmemanagements, das durch ein interprofessionelles Team aus Ärzt*innen und Pflegefachpersonen eingeführt wurde.

Zum übergreifenden Wärmemanagement gehören:

Präoperativ: Überprüfen, ob Saaltemperatur ≥ 21 °C beträgt, Vorwärmen des OP-Tischs, Bair Hugger® bereits bei Einleitung aktiv, Patient*innen zudecken.

  • Intraoperativ: Aktives Wärmen mit passender Bair Hugger®-Wärmedecke eingestellt zwischen 38 und 43 °C, Wärmen von Infusionen, Blutprodukten und Spüllösungen auf 38 °C.
  • Postoperativ: Extubation und Aufwachen des Patienten, wenn die Körperkerntemperatur 36 °C erreicht ist, vorgewärmtes Patientenbett, weiterhin aktive Wärmung und pharmakologische Behandlung von Shivering (Kältezittern).
  • Spezielle zusätzliche Massnahmen bei Kindern.

Anteil Antibiotikaprophylaxe innerhalb einer Stunde vor OP

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe ist eine kurzzeitige, im Allgemeinen einmalige Gabe eines Antibiotikums vor oder in Ausnahmefällen spätestens während eines operativen Eingriffs. Ihr Ziel ist es, unabhängig von der Art des operativen Eingriffs primär die Anzahl postoperativer Wundinfektionen zu reduzieren. 

Vor Hautschnitt wird im Rahmen des Sicherheitschecks (Standard Sichere Chirurgie) bei allen Patient*innen geprüft, ob die indizierte Antibiotikaprophylaxe zeitgerecht – in der Regel innerhalb eines Zeitfensters von 60 Minuten vor Schnitt – verabreicht wurde.

Für die Antibiotikaprophylaxe wurden 13’896 Protokolle eingeschlossen. Der Anteil der korrekten Applikationen der Antibiotikaprophylaxe in allen OP-Abteilungen des USZ betrug auch im Berichtsjahr über 80 Prozent, nämlich 85.05 Prozent. Auch dieses Resultat wird seit 2019 kontinuierlich und automatisiert aus dem Patienten-Daten-Monitoring-System PDMS erhoben.

Postoperatives Monitoring

Quelle: Institut für Anästhesiologie, Prof. Dr. Donat R. Spahn, Institutsdirektor, PD Dr. Bastian Grande, Dr. Michael Tucci , Benjamin Albiez, Pflegeexperte

Anteil Körperkern- temperatur >36.0 C Anteil korrekte Antibiotikagabe ≤1h vor OP
2021 89.7 85.1
2020 86.1 84.2
2019 86.6 71

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