Berichte 2020

Delirmanagement

Das Erkennen von Delirrisiken und die Vermeidung von Delirien sind bedeutsame Faktoren für die Sicherheit der Patient*innen, da Delirien den Verlauf der Rekonvaleszenz gefährden können. Um den Betroffenen eine bestmögliche Betreuung zu ermöglichen, ist gerade in komplexen, sich schnell verändernden Patientensituationen eine interprofessionelle Zusammenarbeit notwendig. Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung für die patientenorientierte Betreuung. Konsequenzen eines fehlenden interprofessionellen Informationsaustauschs und somit mangelnder Zusammenarbeit zeigen sich unmittelbar und besonders deutlich bei Patient*innen mit einem Delir. 

Das Delir ist bei stationären Patientinnen und Patienten eine häufige Komplikation, die durch Störungen des Bewusstseins, der Orientierung und der Wahrnehmung gekennzeichnet ist. Man geht davon aus, dass rund 10 bis 15 Prozent der Patientinnen und Patienten auf chirurgischen Stationen und etwa 15 bis 25 Prozent der Patienten auf internistischen Stationen sowie 30 bis 40 Prozent aller Patientinnen, die über 65 Jahre alt sind, im Verlauf ihres stationären Aufenthalts ein Delir entwickeln. Bei bestimmten Erkrankungen sind Delire besonders häufig: Verbrennungen 20 bis 30 Prozent, AIDS 30 Prozent, Herzoperationen 70 Prozent, Hüftgelenksoperationen nach Fraktur 40 bis 50 Prozent.

Die Auswirkungen von Delirien sind für einzelne Patient*innen belastend, aber auch für die Angehörigen, medizinische Fachpersonen und für die ganze Organisation. Die Gründe hierfür reichen von verlängerter Aufenthaltsdauer, verschlechterter Kognition und erhöhter Sterblichkeit bei Patient*innen bis hin zu mehr Aufwand und Stress für die medizinischen Fachpersonen und erhöhten Kosten für die Organisation.

Früherkennung und Frühbehandlung von Delirien sind daher das A und O in der klinischen Praxis. Aus der Literatur weiss man, dass Delirien häufig zu spät erkannt oder nicht dokumentiert werden.

Delir Aktionen 2021

Am USZ wurde für die Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung von Delirien 2013 ein standardisiertes Delirmanagement implementiert. Zu den grundlegenden Instrumenten für die Früherkennung von Delirien zählen die Delirium Observation Scale (DOS) und die Intensive Care Delirium Screening Checklist (ICDSC). Die DOS wird auf Bettenabteilungen, die ICDSC auf Intensivstationen als Screeninginstrument verwendet. Erhöhte Werte deuten auf ein mögliches Delir hin und lösen im Rahmen des Delirmanagements weitere diagnostische Abklärungen aus. Die Umsetzung des Delirmanagements und der Verlauf der erhöhten Werte bei Patientinnen und Patienten werden am USZ einem kontinuierlichen Monitoring unterzogen.

Die Routinedaten des USZ der letzten Jahre deuten weiterhin auf eine zu tiefe Erfassungsrate des Delirs hin, sodass 2021 im Rahmen der Aktionswoche zur Patientensicherheit eine Awareness-Kampagne gestartet wurde. In diesem Zusammenhang wurden das Informationsmaterial im Intranet angepasst und weitere Massnahmen ergriffen, so wurden etwa neue Pocketcards erstellt und verteilt. Auch die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) hatte sich 2021 zum Ziel gesetzt, die Delir-Awareness bei allen Mitgliedern zu steigern. Dafür wurde von einer Projektgruppe ein Leitfaden entwickelt, wobei das USZ ebenfalls involviert war und Schulungsunterlagen zur Verfügung gestellt hat. 

In der Schweiz fehlen nach wie vor gültige und zuverlässige Daten zum Delir. Um Transparenz und Qualitätsentwicklung zu verbessern, sammeln daher geschulte Messteams neu erstmalig und einmalig bei allen stationären Patientinnen und Patienten am USZ an einem Stichtag Daten. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die oft vermeidbaren negativen Folgen des Delirs zu reduzieren, zum Beispiel durch Schärfung des Risikobewusstseins, Optimierung der Diagnosequalität und Verbesserung der Behandlung. Die Resultate werden im nächsten Qualitätsbericht publiziert.