Berichte 2020

Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene 

Die Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene ist spezialisiert auf die ambulante und stationäre Abklärung und Behandlung von Patient*innen mit allen Arten von Infektionskrankheiten und Störungen der Immunabwehr. Zudem ist die Klinik engagiert in der Aus- und Weiterbildung von Studierenden sowie Ärzten und Ärztinnen.

Am USZ werden viele Patienten mit komplexen Krankheitsbildern behandelt. Mitunter werden Patientinnen und Patienten mit schwierigen infektiologischen Krankheiten durch das Personal der Klink für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene (Link Infektionsüberwachung) mitbetreut. Dazu gehören beispielsweise komplizierte Harnwegsinfektionen, abdominale Infektionen, Infektionen bei Organtransplantierten, Co-Infektionen bei HIV-infizierten Personen, endovaskuläre Infektionen wie Graftinfektionen (beispielsweise bei Gefässtransplantationen), Endokarditiden, Fremdkörper-assoziierte Knocheninfektionen, komplizierte Weichteilinfektionen, Infektionen mit multiresistenten Bakterien, Meningitiden und Septikämien. 

Outpatient Parenteral Antimicrobial Therapy (OPAT)

Die Alterung der Bevölkerung und die weltweit zunehmende Antibiotikaresistenz führen bei schweren Infektionen oft zu verlängerten Episoden von intravenösen Antibiotikatherapien. Je nach Situation ist die intravenöse Antibiotikatherapie der einzige Grund für die weitere Hospitalisierung dieser Patienten. Nicht selten werden damit ihre Lebensqualität und das Rehabilitationspotenzial beeinträchtigt. Durch die verlängerte Hospitalisation steigt zudem das Risiko für nosokomiale Infektionen. 

Anfang 2019 hat die Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene unter dem Titel Outpatient Parenteral Antimicrobial Therapy (OPAT) ein Programm mit dem Ziel initiiert, die Behandlungs- und Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit schweren Infektionen zu verbessern. Per Definition umfasst das Programm OPAT die Applikation von mindestens zwei Dosen eines intravenösen Antibiotikums in der Tagesklinik eines Spitals oder am Wohnort des Patienten. 

Die mehrmals tägliche Gabe von Antibiotika wurde ausserdem durch den Einsatz von elastomeren Pumpen vereinfacht. Voraussetzung für OPAT ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem Behandlungsteam und der Infektiologie, der spezialisierten OPAT-Pflege, der Kantonsapotheke und je nach Setting dem Hausarzt oder der Spitex. 

Im Jahr 2021 wurden am USZ 105 (Vorjahr: 71) Patient*innen durch das OPAT-Team betreut. So konnten insgesamt 765 Behandlungstage mit kontinuierlicher Verabreichung von Antibiotika und 1’036 Behandlungstage mit intermittierender Verabreichung von Antibiotikalösungen gespart werden. Dies entspricht im Schnitt einer Einsparung von 16 Hospitalisationstagen pro Patientin oder Patient. 

Monoklonale Antikörper als Therapie gegen COVID-19

Eine SARS-CoV-2-Infektion kann bei Personen mit Risikofaktoren zu schweren Verläufen bis hin zum Tod führen. Einen wichtigen Eckpfeiler der Therapie gegen COVID-19 stellen mittlerweile die monoklonalen Antikörper dar. Diese monoklonalen Antikörper blockieren bestimmte Eiweisse von SARS-CoV-2. Die Viren können nicht mehr andocken und in die Zellen eindringen und werden so neutralisiert. 

Die Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene hat während der COVID-19-Pandemie an einer Vielzahl von klinischen Studien zur Erprobung neuer Therapien gegen COVID-19 mitgewirkt und dabei auch mehrere monoklonale Antikörpertherapien untersucht. Insbesondere in der Frühphase der Infektion aber auch bei hospitalisierten Patienten mit einer COVID-19-Lungenentzündung und Sauerstoffbedarf zeigen die monoklonalen Antikörper eine Wirksamkeit und eine sehr hohe Verträglichkeit. Die Klinik am USZ bietet alle zurzeit zugelassenen medikamentösen Therapien gegen COVID-19 an und berät externe Spitäler und Institutionen 24/7 bei komplexen Fällen rund um COVID-19-Therapien. 

Im Jahr 2021 hat die Klinik für Infektionskrankheiten in Zusammenarbeit mit Tageskliniken und anderen Berufsgruppen insgesamt 235 monoklonale Antikörpertherapien verabreicht und damit einen wesentlichen Beitrag zur Therapie ambulanter und stationärer COVID-19-Patienten*innen geleistet. 

Impfsprechstunde für Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Komplikationsrisiko

Bei Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer immunmodulierenden Therapie oder wegen der Grundkrankheit per se ein verändertes Immunsystem haben, ist das Risiko für einen schweren Verlauf einer Infektion erhöht. Diese Patientengruppe braucht daher eine spezifische Beratung und umfassende interdisziplinäre Betreuung zur präventiven Verhinderung gewisser Infektionskrankheiten. Die Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene bietet dafür eine speziell ausgerichtete Impfsprechstunde an mit umfassender Beratung, auch über das «Cocooning» (Immunisierung der engen Verwandten und Bekannten) sowie über allfällige medikamentöse Prophylaxen gegen opportunistische Infektionen oder Reaktivierungen von latenten Infektionen. So wird ein bestmöglicher Schutz gewährleistet. 

Während der letzten Jahre wurde eine stetige Zunahme dieser vulnerablen Patient*innen beobachtet. Im Jahr 2021 wurden an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des USZ 634 Patientinnen und Patienten in der Impfsprechstunde betreut und 742 Impfungen verabreicht, wobei die Komplettierungen der notwendigen Impfserien häufig durch die Hausärztinnen, Hausärzte oder die zweisenden Ärztinnen und Ärzte erfolgen. 

Quelle: Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene, Prof. Dr. Dr. A. Zinkernagel, Klinikdirektorin