Berichte 2020

Versorgung

Wie bereits das Jahr 2020 war auch 2021 sehr stark von der Pandemie geprägt. Insbesondere die Spitzenbelastung der Intensivstationen zu Jahresbeginn sowie nach den Sommerferien hat zeitweilig zu Kapazitätseinschränkungen geführt, die zulasten von Patient*innen ohne COVID-19 gingen. 

Das USZ versorgt entsprechend seiner Positionierung in der hochspezialisierten Medizin auch bei COVID-19 überdurchschnittlich kranke Patient*innen und solche mit komplexen Kombinationserkrankungen oder Kombinationsverletzungen, dazu gehören zum Beispiel Transplantationspatient*innen. Dies hat zur Folge, dass COVID-19-Patient*innen am USZ sehr lange liegen. Dadurch bleibt das USZ auch beim Abklingen einer COVID-19-Welle belastet, während andere Krankenhäuser sich wieder vollständig auf die normale Patientenversorgung konzentrieren können. Das Impf- und Testzentrum des USZ hat im Rahmen der nationalen Teststrategie und Impfkampagne perfekt organisierte Leistungen erbracht und bis Ende 2021 171’123 Tests sowie 46’249 Impfungen durchgeführt. 

Dank des wissenschaftlichen Hintergrunds und des Spezialwissens der Mitarbeitenden konnte das USZ sehr früh innovative Medikamente und Behandlungskonzepte bei COVID-19-Erkrankungen anwenden. Auf der Basis der daraus resultierenden Daten ist ein rationaler Einsatz möglich, zum Beispiel bei Medikamenten konzentriert auf diejenigen Patientengruppen, die darauf ansprechen. Zum USZ-Spektrum gehören neben Medikamenten auch Antikörpertherapien und neue Behandlungsschemata in der Intensivmedizin und auf Normalpflegestationen sowie komplexe medizintechnische Einrichtungen wie ECMO (Herz-Lungen-Maschine). Letztere sind nur in wenigen Zentrumsspitälern verfügbar. 

Die Versorgung wird ambulanter

Sehr gut hat sich die Teilverlagerung der ambulanten Sprechstunden an den Standort USZ Flughafen («The Circle») angelassen. Im ersten vollen Betriebsjahr fanden dort 173’436 ambulante Visiten statt. Im USZ Flughafen liegen die medizinischen Schwerpunkte im Bereich der Kopfkliniken (ORL, Augenheilkunde und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie), der onkologischen Fächer (Hämatologie, Onkologie, Radio-Onkologie) und der Dermatologie. Darüber hinaus sind jedoch auch Leistungen aus allen anderen ambulanten Disziplinen verfügbar. 

Der ambulante OP-Betrieb konnte wesentlich schneller hochgefahren werden als ursprünglich geplant. Die Verfügbarkeit der entsprechenden Kapazitäten hat eine Verlagerung vom stationären zum ambulanten Bereich ermöglicht. Obwohl ambulante Leistungen häufig schlechter finanziert sind als solche im stationären Bereich, ist der Wandel hin zu ambulanter Medizin ein nicht aufzuhaltender Megatrend, der Kosten senken wird und in vielen Fällen auch den Wünschen der Patientinnen und Patienten entgegenkommt. 

Das USZ als Innovationstreiber

Das Interesse an telemedizinischen Leistungen ist während der COVID-19-Pandemie gestiegen. Da Finanzierungsfragen noch nicht geklärt sind, ist die Entwicklung vorerst auf bestimmte Themen eingrenzt. Fest etabliert ist sie im Bereich der fachärztlichen Betreuung von Patient*innen an Rehabilitationskliniken und in der Teleradiologie. Telemedizinische Leistungen erlauben es, Untersuchungen in anderen Institutionen ausserhalb der Routinearbeitszeiten zu beurteilen, und ermöglichen eine subspezialisierte Zweitmeinung. Beispiele dafür finden sich im Bereich der Versorgung von Patient*innen mit Hirnschlag.

Das USZ kann im Jahr 2021 auf eine ganze Reihe von Innovationen zurückblicken. Dazu gehören zum Beispiel ein UV-C-Desinfektionsroboter, der weltweit erste photonenzählende Computertomograph, Immuntherapien als neue Formen der Krebsbehandlung bei bösartigen Hauttumoren, aber auch Fortschritte in der Roboterchirurgie sowie technisch sehr anspruchsvolle Leistungen wie Lymphknotentransplantationen oder die Entfernung von Blutgerinnseln aus Lungenarterien, die lebensrettend sein kann.

Bildung in all ihren Facetten ist tief in der Unternehmenskultur des USZ verankert und nimmt immer wieder neue Entwicklungen auf. Fortbildungen werden online oder als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Weiter werden auch spezialisierte Workshops angeboten, wie zum Beispiel zu den Auswirkungen von COVID-19 bei Transplantationspatient*innen, oder ergänzende Lehrgänge, insbesondere in der viel debattierten Intensivpflege. 

Interprofessionelle Zusammenarbeit immer wichtiger

Die Interprofessionalität gewinnt an Bedeutung, sowohl in der Ausbildung als auch am Patientenbett. Die aufwendige Betreuung von COVID-19-Erkrankten hat dies deutlich gemacht – am augenfälligsten im Notfall und auf den Intensivpflegestationen. Aber auch auf Normalpflegestationen zeigt sich, dass die oft sehr kranken Patient*innen am USZ auf das interprofessionelle Spezialwissen angewiesen sind. 

Interprofessionalität wird auch in der Ausbildung gefördert. Ein Beispiel dafür ist die Zürcher interprofessionelle klinische Ausbildungsstation ZIPAS, die 2021 mit dem SAMW Award «Interprofessionalität» ausgezeichnet wurde. In diesem Modell führen Studierende mehrerer Berufsgruppen unter professioneller Supervision gemeinsam eine Normalpflegestation. 

Neue Versorgungsmodelle werden auch im Bereich der Pflege entwickelt. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von Pflegeexpert*innen APN (Advanced Practice Nurse). Diese haben spezialisiertes Fachwissen, um Pflegeberatungen, Pflegesprechstunden und Patientenschulungen durchzuführen. Sie können Patient*innen im Umgang mit ihrer Krankheit unterstützen. Bei Familieninterventionen steht im Vordergrund, die Handlungsfähigkeit der Familie im Krankheits- und Therapiemanagement zu fördern. Wichtig ist auch, die Familie im Umgang mit dem Kranksein eines Familienmitglieds zu stärken und die familiale Belastung zu lindern.

Weiterentwicklung von Kernaufgaben

Die Beherrschung von schweren Zusatzbelastungen wie COVID-19, das Umsetzen von Innovationen, aber auch der Standardbetrieb sind abhängig davon, dass Kernaufgaben solide verankert sind, aber auch weiterentwickelt werden. Dazu gehören insbesondere Forschung und Lehre, die Weiterentwicklung der für eine Universitätsklinik typischen spezialisierten Versorgung, die Berufsbildung sowie die strukturierte Laufbahnplanung für zukünftige Führungspersonen in Medizin, Pflege und MTTB (medizinisch-technische und therapeutische Berufe). Eine sinnvolle Entwicklung der Infrastruktur zählt ebenfalls dazu. 

Das USZ entwickelt seine Dienstleistungsqualität kontinuierlich weiter. Alle Kliniken und Institute führen auf strukturierte Art und Weise Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen (MuM) durch, die auditiert werden. Spitalassoziierte Infektionen wurden auch 2021 wieder im Rahmen eines Programms überprüft, und es wurden Gegenmassnahmen geplant bzw. umgesetzt. Neu entwickelt wurde ein Programm zur Medikationssicherheit, um bereits laufende Massnahmen zu bündeln. Mit der Einführung von «Unit Dose» wurde die Medikation auf eine neue Sicherheitsstufe gehoben. 

Die systematische Evaluation der Weiterbildungszeit (Assistenzarztzeit) erfolgte entlang der vom Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) durchgeführten Befragungen. Ein besonderes Augenmerk galt der Gleichstellung von Kaderärzt*innen mit systematischer Laufbahnplanung für alle Kliniken und Institute. 

Mit grossem Engagement wurde die Umsetzung der vom Kantonsrat empfohlenen Anpassungen angegangen, die zu einem umfangreichen Reorganisationsprojekt führten. Die neue Organisationsstruktur erlaubt insbesondere die direktere und verbindliche Führung der Kliniken und Institute. Gleichzeitig legte das USZ starkes Gewicht darauf, im Zusammenhang mit dem Rücktritt von drei Klinikdirektoren verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen. Die betroffenen Kliniken sind heute in kompetenter Hand und entwickeln sich durchwegs positiv.

Erfolg der Anstrengungen

Die Leistungen des USZ haben 2021 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen. Die Zahl der Austritte betrug 39’599 (+2.1% zum Vorjahr) und die Anzahl der ambulanten Visiten 867’446 (+22.1% zum Vorjahr). Die Zahl der chirurgischen Eingriffe erhöhte sich auf 21’643 (+6.1%). 

Das USZ ist sehr gut aufgestellt, um seine Stärken in der Versorgung auszuspielen, neue Entwicklungen früh aufzunehmen und die Medizin der Zukunft mitzugestalten.