Berichte 2020

Medizin für alle – Rahmenbedingungen

Der barrierefreie Zugang zu wirksamer Medizin ist ein wichtiges Merkmal einer qualitativ hochstehenden Medizin.

Die angemessene Versorgung von Patientinnen und Patienten mit besonderen Bedürfnissen ist ein wichtiges ethisches Ziel der Medizin und für das Gefühl von sozialer Sicherheit wesentlich. Bleiben diese Bedürfnisse aus strukturellen oder krankheitsbedingten Gründen unerkannt, sind verlängerte Entscheidungsprozesse, erschwerter Zugang zu wirksamen Leistungen oder gar unwirksame Leistungen die Folge. Dies macht die Gesundheitsversorgung nicht nur teuer, sondern auch ineffizient.

Angesichts der erhöhten Mobilität von Fachpersonen und Betroffene zeigt sich Diversität zum einen auf der Seite der Mitarbeitenden, die mit ihren jeweiligen Fachexpertisen und ihrer Vielfalt in unterschiedliche Teams und Strukturen integriert sind. Aber auch Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Sprachen, kulturellen Prägungen, Lebenslagen, Lebensformen, Migrations- oder Fluchtbiografien sowie gesundheitsbezogenen Bedürfnissen weisen eine Diversität auf, die für alle an der Versorgung Beteiligten sorgfältige Prozesse der Aushandlung und Gestaltung der Behandlung erfordern. In der Versorgungsforschung gibt es deutliche Hinweise dafür, dass auch in der Schweiz der Zugang zu gesundheitsrelevanten Ressourcen, die verfassungsmässig garantiert und durch das Gesundheitssystem bereitgestellt werden, nicht für alle Menschen gleich ist. Der Zugang folgt Gradienten, die soziale, ökonomische, bildungsspezifische, sprachliche und kulturelle Determinanten aufweisen.

(Sottas B, Brügger S, Jaquier A. (2013). Zugangsprobleme zur Gesundheitsversorgung? Eine explorative Studie auf Grund von Expertengesprächen. Schlussbericht. Explorative Studie im Auftrag des BAG. Sottas Formative Works, Bourguillon.)