Berichte 2020

Klinisches Neurozentrum USZ

Das klinische Neurozentrum behandelt  ein breites Spektrum an neurologischen Erkrankungen. Verschiedene Behandlungen des Klinischen Neurozentrums gehören zur hochspezialisierten Medizin und werden durch die Interkantonale Vereinbarung über die hochspezialisierte Medizin (IVHSM) reguliert.

Klinik für Neurologie 

Das USZ hat im Jahr 2013 das Schlaganfallzentrum eröffnet, ein interdisziplinäres universitäres Zentrum für die Behandlung von Schlaganfällen. Das Zentrum am USZ stellt die umfassende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall sicher, und dies auf dem neuesten Stand der klinischen Forschung. 

Das Zentrum betreut zudem die Partnerspitäler im Schlaganfallnetzwerk Zürich telemedizinisch und bietet Fort- und Weiterbildungen an. Die Schlaganfallforschung mit grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Studien ist ein Schwerpunkt in der Kooperation mit nationalen und internationalen Zentren.

Schnelle Erstversorgung

Mit dem Swiss Stroke Registry (SSR) kann die Geschwindigkeit der Erstversorgung als kritischer Parameter und Zielmass für die Qualität der Versorgung ausgewiesen und im Vergleich zu anderen Schweizer Zentren bewertet werden.

Jede Minute bis zum Beginn einer Revaskularisierungstherapie zählt, um Hirngewebe zu erhalten («Time is Brain»). Folgende Performance-Parameter werden standardisiert erhoben, analysiert und stets verbessert: Zeitdauer zwischen Eintritt und Bildgebung (Door-to-Imaging Time, DTI), Beginn der intravenösen Lysetherapie (Door-to-Needle Time, DTN) und Stellung der Indikation und Beginn der Thrombektomie (Entfernung des Thrombus aus dem Gefäss – Door-to-Groin Time, DTG). 

Im nationalen Vergleich liegen die Zeiten auf ähnlichem Niveau wie die der anderen Stroke Centers. Der Median zwischen Erstkontakt mit dem Patienten und Komplettierung des CT oder MRI liegt über dem erwünschten Zielmass. Diese Zeitdauer soll durch Optimierung der internen Prozesse wieder reduziert werden. Der Median zwischen Erstkontakt und Beginn der endovaskulären Thrombektomie/Lyse lag hingegen auch dieses Jahr für 209 behandelte Patient*innen unter dem Zielbereich von 90 Minuten, nämlich bei 72.5 Minuten (min. 4 Minuten, max. 921 Minuten). 

Zeitdauer Erstversorgung, Median in Minuten

Quelle: Swiss Stroke Register, Klinik für Neurologie, Prof. Dr. Michael Weller, Klinikdirektor, Prof. Dr. Andreas Luft, Leiter des Schlaganfallzentrums

Zeitdauer: Median in Minuten 2021 2020 2019 2018 2017 Spitäler des SSR Zielbereich
Zwischen Erstkontakt mit dem Patienten und Komplettierung des CT oder MRI 36 32 21 25 22 24 25
Zwischen Erstkontakt und Beginn der intravenösen Thrombolyse 42 35 45 46 38 44 40
Zwischen Erstkontakt und Beginn der endovaskulären Thrombektomie/Lyse 72.5 82 96 119 129 123 90
2021 Spitäler des SSR
36 24

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Klinik für Neurochirurgie

Die Klinik für Neurochirurgie des USZ ist ein Zentrum der hochspezialisierten Medizin, das das komplette Spektrum der Neurochirurgie abdeckt. Die Klinik ist spezialisiert auf Operationen bei Erkrankungen von Gehirn und Rückenmark mit Schwerpunkten in der Behandlung von Tumoren, Gefässerkrankungen, Epilepsie und Bewegungsstörungen bei Erwachsenen und Kindern. Die Klinik für Neurochirurgie hatte im Jahr 2021 den Versorgungsauftrag für alle Pathologien des Fachgebietes Neurochirurgie und alle Versorgungsaufträge der hochspezialisierten Medizin (IVHSM). 

Qualitätsmonitoring

Die Reduktion von Risiken und Komplikationen sowie die ständige Verbesserung der Behandlungen ist ein Hauptanliegen der Klinik für Neurochirurgie. Die Besprechung aller Komplikationen im monatlichen Kaderrapport und an der Morbiditäts- und Mortalitätskonferenz (MuM) führt zu einem zeitnahen Debriefing von Komplikationen und Massnahmen zur Fehlerreduktion. Besonderes Augenmerk liegt hier auf den postoperativen Wundinfekten, die gesondert untersucht werden. Flankiert werden diese Massnahmen von der monatlichen Konferenz zur Besprechung von Fällen, die im Critical Incidence Reporting System (CIRS) gemeldet werden. Schwere medizinische oder organisatorische Komplikationen im Operationssaal werden zeitnah vom involvierten Team (Neurochirurgie, Anästhesie und OP-Pflege) analysiert und nachbesprochen. Unabhängig davon wird nach jedem chirurgischen Eingriff ein Kurzdebriefing durchgeführt. Hier werden Komplikationen, Auffälligkeiten, organisatorische Probleme sowie Material- und Gerätefehler angesprochen.

Es erfolgt eine strukturierte Erfassung von Outcome und Komplikationen im Patientenregister. Diese Registerdaten werden für alle chirurgisch behandelten Patienten sowohl präoperativ als auch betreffend den unmittelbaren postoperativen Verlauf und auch im weiteren Verlauf bei allen neurochirurgischen Sprechstunden erhoben, kaderärztlich verifiziert und visiert. Damit wird eine hohe Datenqualität erreicht. In neun Jahren wurden bisher rund 40’000 Datensätze für den klinischen Status bei Eintritt, Austritt und Sprechstunden sowie die Outcome Scales und Complication Scales zu diesen Zeitpunkten strukturiert erfasst. Mithilfe des Registers wurden indikationsspezifisch Patientenkohorten auf Häufigkeit und Art der Komplikationen untersucht. 

Die Anzahl der Re-Operationen, die wegen einer Komplikation indiziert waren, verharrte auf niedrigem Niveau. Die Schwankungen sind statistisch nicht relevant. Eine weitere wichtige Messgrösse ist das Auftreten von postoperativen Infektionen. Mit einer Rate von unter 3 Prozent liegt die Klinik für Neurochirurgie unter dem üblicherweise geforderten Grenzwert von 4 Prozent.

Postoperative Komplikationen

Quelle: Klinik für Neurochirurgie, Prof. Dr. Luca Regli, Klinikdirektor, PD Dr. David Bellut, Prof. Dr. Johannes Sarnthein

2021 2020 2019
Anzahl OP 1612 1’548 1’515
Anzahl Reoperationen Reoperationen aller Patient*innen inklusiv Erstoperationen aus anderen Spitälern 84 101 83
Reoperationsrate in Prozent 5.2 6.5 5.5
Postoperative Wundinfektionsrate in Prozent 2.9 3.0 3.0

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Qualitätsentwicklung durch Komplikationsvermeidung und Trainings

Zusätzlich zum Qualitätsmonitoring werden auch Machine-Learning-Algorithmen weiterentwickelt, um Risikoeingriffe frühzeitig zu erkennen. Diese Bemühungen konnten in einigen Publikationen veröffentlicht werden. (1-3)

Im Jahr 2019 wurde, gemeinsam mit der Fachstelle Qualitätsmanagement und Patientensicherheit und unterstützt durch externe Expertise, ein interprofessionelles Projekt zur Verbesserung der Patientensicherheit und Qualität der Behandlung auf der neurochirurgischen Bettenstation initiiert. Im Rahmen dieses Projekts finden Trainings im Simulationszentrum des USZ statt. Diese Trainings konnten aufgrund der Pandemie nicht durchgeführt werden. Sie werden im Jahr 2022 – 2023 wiederaufgenommen. Die Klinik für Neurochirurgie strebt an, in Zukunft regelmässige, interprofessionelle und, wo sinnvoll, auch interdisziplinäre Simulationen durchzuführen. Für die ärztlichen Mitarbeitenden sollen diese alljährlich und verpflichtend durchgeführt werden.

Referenzen:
(1)FUSE-ML: development and external validation of a clinical prediction model for mid-term outcomes after lumbar spinal fusion for degenerative disease

Victor E Staartjes 1 2 3, Vittorio Stumpo 4, Luca Ricciardi 5, Nicolai Maldaner 4, Hubert A J Eversdijk 6, Moira Vieli 4, Olga Ciobanu-Caraus 4, Antonino Raco 5, Massimo Miscusi 5, Andrea Perna 7 8, Luca Proietti 7 8, Giorgio Lofrese 9, Michele Dughiero 9, Francesco Cultrera 9, Nicola Nicassio 9, Seong Bae An 10, Yoon Ha 10, Aymeric Amelot 11 12, Irene Alcobendas 13, Jose M Viñuela-Prieto 13, Maria L Gandía-González 13, Pierre-Pascal Girod 14, Sara Lener 14, Nikolaus Kögl 14, Anto Abramovic 14, Nico Akhavan Safa 15, Christoph J Laux 15, Mazda Farshad 15, Dave O’Riordan 16, Markus Loibl 17, Anne F Mannion 16, Alba Scerrati 18, Granit Molliqaj 19, Enrico Tessitore 19, Marc L Schröder 6, W Peter Vandertop 20, Martin N Stienen 21, Luca Regli 4, Carlo Serra 4. Eur Spine J. 2022 Feb 21. doi: 10.1007/s00586-022-07135-9. Online ahead of print.

(2) Machine learning-based clinical outcome prediction in surgery for acromegaly

Olivier Zanier # 1, Matteo Zoli # 2 3, Victor E Staartjes 1, Federica Guaraldi 2, Sofia Asioli 3 4, Arianna Rustici 5, Valentino Marino Picciola 6, Ernesto Pasquini 7, Marco Faustini-Fustini 2, Zoran Erlic 8, Luca Regli 1, Diego Mazzatenta 2 3, Carlo Serra 9. Endocrine. 2022 Feb;75(2):508-515. doi: 10.1007/s12020-021-02890-z. Epub 2021 Oct 12.

(3) Development of a Complication- and Treatment-Aware Prediction Model for Favorable Functional Outcome in Aneurysmal Subarachnoid Hemorrhage Based on Machine Learning. Nicolai Maldaner 1 2, Anna M Zeitlberger 2, Marketa Sosnova 2, Johannes Goldberg 3, Christian Fung 3 4, David Bervini 3, Adrien May 5, Philippe Bijlenga 5, Karl Schaller 5, Michel Roethlisberger 6, Jonathan Rychen 6, Daniel W Zumofen 7, Donato D’Alonzo 8, Serge Marbacher 8, Javier Fandino 8, Roy Thomas Daniel 9, Jan-Karl Burkhardt 10, Alessio Chiappini 11, Thomas Robert 11, Bawarjan Schatlo 12, Josef Schmid 13, Rodolfo Maduri 14, Victor E Staartjes 1, Martin A Seule 2, Astrid Weyerbrock 2, Carlo Serra 1, Martin Nikolaus Stienen 1, Oliver Bozinov 1 2, Luca Regli 1. Neurosurgery. 2021 Jan 13;88(2):E150-E157. doi: 10.1093/neuros/nyaa401.

 

Klinik für Neuroradiologie 

Die Klinik für Neuroradiologie ist spezialisiert auf Erkrankungen von Kopf, Hals und Wirbelsäule. Patient*innen werden mit modernsten bildgebenden Verfahren untersucht. Ausserdem sind Fachärzt*innen spezialisiert auf die minimal-invasiven Behandlungen von Gefässproblemen, Schlaganfällen, Tumoren, Tinnitus und Tränenwegserkrankungen. Sie empfangen Patientinnen und Patienten am USZ Campus und USZ Flughafen sowie an den Standorten Wollishofen und Schlieren.

Schnelle Erstversorgung bei Thrombektomie

Die Zeitdauer zwischen Erstkontakt und Beginn der endovaskulären Thrombektomie ist ein entscheidender Faktor für das Ergebnis der Behandlung. Die Klinik für Neuroradiologie erhebt seit 2019 in einem Register die genaue Zeit zwischen der Übernahme der Patientinnen und Patienten im Hirnkatheter-Labor und dem Start der Thrombektomie.

Die Neurointervention bei Schlaganfallpatienten stellt eine interdisziplinäre Leistung dar. Wie in nachfolgender Tabelle ausgewiesen, hat sich die Zeitdauer zwischen Erstkontakt und Diagnose/Behandlung in den letzten Jahren bei zunehmenden Fallzahlen deutlich verringert. Zusammen mit den beteiligten Kliniken wurden die Prozesse vereinfacht und dadurch beschleunigt.

Zeitdauer Thrombektomie, Median in Minuten

Quelle: Interne Registerdaten, Klinik für Neuroradiologie, PD Dr. med Zsolt Kulcsar, Klinikdirektor

Zeitdauer: Median in Minuten (min. bis max.) 2021 Fallzahlen: 215 2020 Fallzahlen: 179 2019 Fallzahlen: 190
Zwischen Übernahme Hirnkatheterlabor und Freigabe Anästhesie 31,7 20 28
Zwischen Freigabe Anästhesie und Eingriffsbeginn (Punktion) 10,2 13 14
Zwischen Übernahme Hirnkatheterlabor und Eingriffsbeginn (Punktion) 20,7 34 45

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Zeitnahe Beurteilung und Freigabe der Befunde 

Im Rahmen der Qualitätssicherung liegen die Raten der Befundung innerhalb eines Arbeitstages im Dreijahresvergleich vor: Die Befundung (Beurteilung der Bilder) und ihre Freigabe werden immer durch einen Kaderarzt oder eine Kaderärztin durchgeführt. Im Jahr 2021 lag die Rate bei 95 Prozent, was eine deutliche Steigerung der zeitnahen Befundung widerspiegelt.

Rate der Befundung innerhalb eines Arbeitstages

Quelle: Klinik für Neuroradiologie, PD Dr. med Zsolt Kulcsar, Klinikdirektor, Jürg Bäni, Klinikmanager

Anzahl CT- und MRT-Befunde Rate in Prozent
2021 32'454 94.5
2020 29`651 90.6
2019 29`294 90.9

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Insgesamt wurden der Klinik während des Berichtsjahrs mehr Patient*innen zugewiesen trotz der COVID-19-Massnahmen am USZ.

Überwachung der Strahlendosis

In der Klinik für Neuroradiologie wird im Rahmen der Qualitätssicherung die applizierte Strahlendosis mit einer Software kontinuierlich überwacht. Trotz der oft komplexen medizinischen Fälle am USZ und der damit verbundenen, teils aufwendigen Bildgebung liegen die Dosiswerte unterhalb der Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG): Der Median der applizierten Strahlendosis CT Schädel (CTDI in mGy) lag im Berichtsjahr mit 38.74 unter dem diagnostischen Richtwert bzw. Zielwert von 52 bzw. 42. Zudem konnte sich die Klinik für Neuroradiologie mit der maximalen Punktzahl bei der Strahlenschutzkampagne EuroSafe Imaging der European Society of Radiology zertifizieren.