Berichte 2020

«Das riesige Engagement unserer Mitarbeitenden verdient grossen Dank»

Gregor Zünd über ein weiteres anspruchsvolles Jahr, die ausserordentliche Leistung der Mitarbeitenden und die positive Aussicht auf das neue Jahr.

2021 war ein weiteres sehr anspruchsvolles Jahr für das USZ und seine Mitarbeitenden. Wo steht das USZ Ende 2021?

Es war tatsächlich ein anspruchsvolles Jahr. Nicht nur, weil uns die Pandemie weiterhin stark beschäftigt hat. Zugleich galt es in einer komplexen Rochade, das Baufeld für unsere Neubauten freizumachen. Das riesige Engagement unserer Mitarbeitenden verdient daher grossen Respekt und grossen Dank. Angesichts dieser Herausforderungen und der immensen Leistung ist es zugleich nachvollziehbar als auch eine leise Enttäuschung, hat am Schluss ein Defizit resultiert, wenn auch ein relativ kleines.

Das USZ hat mit einem Verlust von CHF 15 Mio. abgeschlossen, im Vorjahr war es deutlich mehr. Das muss Sie doch positiv stimmen?

Der Trend geht sicher in die richtige Richtung. Wir haben im vergangenen Jahr vor allem im ambulanten Bereich ein deutliches Wachstum verzeichnet und liegen dort sogar über den Zahlen von 2019, sprich vor der Pandemie. Allerdings ist der ambulante Bereich nach wie vor nicht kostendeckend. Noch nicht zurückgewonnen haben wir dagegen die im stationären Bereich verlorenen Marktanteile. Dies aufzuholen wird eine zentrale Aufgabe der nächsten Zeit sein.

Wie stark war das USZ auch im Jahr 2021 von der Pandemie geprägt?

Das USZ hat über die ganze Zeit einen überproportional grossen Teil der Last getragen. Seit dem Beginn der Pandemie haben wir die komplexesten Patientinnen und Patienten aus 21 Kantonen behandelt. Für das Personal bedeutete das eine sehr hohe Belastung über eine sehr lange Zeit. Medizinisch konnte das USZ auf seine grossen Erfahrungen aus dem ersten Pandemiejahr, aber auch auf die laufenden Erkenntnisse aus der Forschung – sowohl der eigenen wie auch der internationalen – zurückgreifen. Wie engagiert unsere Forschenden in der Pandemie aktiv wurden und wie rasch gute Resultate zu allen möglichen Fragestellungen vorlagen, hat mich persönlich enorm beeindruckt und gefreut.

Das USZ hat einen Auftrag als Zentrumsspital. Inwiefern konnten Sie diesem Auftrag gerecht werden?

Es war und ist für das USZ entscheidend, allen Menschen die notwendige medizinische Betreuung zukommen zu lassen und den Zugang zur Spitzenmedizin aufrecht zu erhalten. Während im ersten Pandemiejahr das OP-Programm auf Anordnung der Behörden vorsorglich eingeschränkt werden musste, haben wir dies 2021 nie durchführen müssen, sondern unsere Planung laufend feinjustiert – was sehr gut funktioniert hat. So konnten wir zum Beispiel unsere Aufgabe als Transplantationszentrum vollumfänglich wahrnehmen.

Neben der Pandemie waren die Rochaden für die Baufeldleerung ein gewichtiges Thema. Ist das nun abgeschlossen und wie geht es weiter?

Wir haben am 4. Oktober 2021 planmässig unsere Baueingabe eingereicht und hoffen, im Frühling 2022 die Baubewilligung zu erhalten. Danach wollen wir umgehend mit der Vorbereitung des Baufelds und dem Rückbau der dortigen Bauten beginnen. Deshalb war es so wichtig, die Gebäude innerhalb des Baufelds zeitgerecht zu räumen. Das ist uns auch gelungen: Bis Ende Jahr konnte das Baufeld zum geforderten Teil geleert werden. Letzte Umzüge werden noch bis Mitte 2022 erfolgen.

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«Die strategischen Laufbahnplanungen sind zentral.»
Gregor Zünd, Prof. Dr., CEO

Sie haben sich auch ambitionierte Ziele für die Gleichstellung am USZ gesteckt. Wo stehen Sie heute damit?

Am USZ arbeiten mehr Frauen als Männer und auch in Leitungspositionen haben wir in vielen Bereichen eine ausgewogene Verteilung. Nicht so im ärztlichen Kader. Das wollen wir ändern. Und wir haben auch schon einiges erreicht. Die beiden wichtigsten Punkte aus meiner Sicht: Die Frage der Gleichstellung wird bei jeder Beförderung diskutiert. Und bei den Kliniken haben wir vor drei Jahren strategische Laufbahnplanungen eingeführt. Damit stellen wir sicher, dass wir nachhaltig auf eine ausgewogenere Geschlechterverteilung hinsteuern. Auf Stufe der Oberärztinnen konnten wir den Frauenanteil mittlerweile erstmals auf über einen Drittel heben. Das ist zentral, denn damit ist die Pipeline für die nächsthöhere Stufe gut gefüllt.

Apropos gut gefüllte Pipeline: Inwiefern beschäftigt Sie ganz generell der Fachkräftemangel?

Der Fachkräftemangel, vor allem in spezialisierten Pflegeberufen, aber auch in medizinischtechnischen Berufen, ist real. Umso wichtiger ist es, uns als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und zu zeigen, welche Möglichkeiten das USZ bieten kann. Dazu gehören zum Beispiel unsere vielfältigen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Aber es ist klar: Wir müssen auch unsere Arbeitsbedingungen noch attraktiver gestalten und die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben weiter verbessern – dies mit flexiblen Arbeitsmodellen, der Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, oder auch mit neuen Formen wie Co-Leitungen. Wir wollen nicht nur die besten Mitarbeitenden finden, sondern sie auch längerfristig halten können.

Gregor Zünd, Prof. Dr. med.
ist seit April 2016 Vorsitzender der Spitaldirektion und CEO.

Davor war er tätig als Direktor Forschung und Lehre des USZ sowie als Managing Director des Zentrums für Klinische Forschung. Er hat einen Facharzttitel für Herzchirurgie und ist Professor ad personam an der Universität Zürich. Gregor Zünd absolvierte mehrjährige Auslandsaufenthalte in Houston und Boston.