Berichte 2020

Critical Incident Reporting System

Das Critical Incident Reporting System (CIRS) erfasst systematisch für die Patienten- und Mitarbeitersicherheit relevante, kritische Ereignisse und ermöglicht damit das frühzeitige Erkennen von potenziellen Risiken und das Lernen aus kritischen Ereignissen und Beinahe-Schäden, sogenannte Near Misses. Durch die Aggregation von Fällen können spitalweit Risiken im Behandlungsprozess erkannt werden. Trifft eine Meldung ein, erfolgt eine zeitnahe, strukturierte Analyse der Ereignisse durch interprofessionelle CIRS-Komitees. Falls notwendig, werden Massnahmen ergriffen, die über Rapporte, Sitzungen oder das Intranet kommuniziert werden. 

Mit dem Berichts- und Lernsystem CIRS stärkt das USZ die interprofessionelle und interdisziplinäre Kommunikation im Umgang mit Meldungen. Unterstützt wird damit auch ein agiles Verhalten im Umgang mit Problemen und Herausforderungen. Der Fokus des Meldens im CIRS liegt auf prospektiven Risiken.

Das Betreiben des CIRS bedarf einer klar geregelten Struktur mit organisationalen Vorgaben, Zuständigkeiten und Kompetenzregelungen. Neu eintretende Mitarbeitende werden über Ziele und Handhabung des CIRS informiert. Sie erfahren dabei auch, dass Berichte anonym behandelt werden und dass Meldungen keine personellen Sanktionen nach sich ziehen.

Die aktuelle Struktur im USZ umfasst 34 lokale CIRS-Komitees. Die Komitees sind interprofessionell zusammengesetzte Expertengruppen der Kliniken und Institute. Sie sind für die Bearbeitung der gemeldeten CIRS-Fälle gemäss CIRS-Reglement des USZ zuständig. Zur Analyse der Fälle kann zusätzlich das Fachwissen von Expertinnen und Experten aus elf Fachgruppen abgerufen werden (z.B. Spitalhygiene, Kantonsapotheke, Strahlenschutz). Dank einer neuen Fachgruppe ist auch die ambulante Versorgung am USZ Flughafen ins CIRS-System eingebunden. Die zentrale CIRS-Managerin der Fachstelle für Qualitätsmanagement und Patientensicherheit (QMP) ist für meldekreisübergreifende oder klinikweite Themen und Berichte sowie das Gesamtcontrolling des CIRS zuständig. Sie ist erste Ansprechperson für Fragen bezüglich CIRS, berät und unterstützt die CIRS-Verantwortlichen und bietet regelmässige Einführungen für neue Mitglieder der CIRS- Komitees an. Die Fachstelle führt zudem Fort- und Weiterbildungen zur Ereignisanalyse durch.

Meldezahlen und Statistiken

Insgesamt wurde das CIRS-System auch 2021 sehr gut genutzt. Es gab 1’544 Meldungen, eine leichte Steigerung zu 2020 mit 1’420 Fällen. Im Berichtsjahr wurden Fälle für MuM-Konferenzen (N=28; im Vorjahr 23), Simulationstrainings (N=33) und als zentrale Risiken (N=202) vorgeschlagen. Damit werden die Vernetzung und Nutzung der Synergien zwischen CIRS- und MuM-Verantwortlichen sowie Simulationsinstruktor*innen laufend verbessert.

Anzahl Meldungen nach Kategorien

Quelle: Qualitätsmanagement und Patientensicherheit USZ, Dr. Francesca Giuliani, Dr. Amanda van Vegten, Co-Leitung, Monika Wyss, CIRS-Mangerin USZ

2021
2020

Die Grafik zeigt die Häufigkeit der Meldekategorien nach Einschätzung in den CIRS-Komitees. Wie in den Vorjahren wurden die häufigsten Meldungen in der Kategorie Medikation gemacht, gefolgt von Meldungen zum klinischen Prozess sowie zu Informations- und Kommunikationsprozessen. Da Mehrfachnennungen möglich sind, weicht die Anzahl Meldungen nach Kategorien vom Total der CIRS-Meldungen 2021 ab.

Meldende nach Berufsgruppen in Prozent

Quelle: Qualitätsmanagement und Patientensicherheit USZ, Dr. Francesca Giuliani, Dr. Amanda van Vegten, Co-Leitung, Monika Wyss, CIRS-Mangerin USZ

Pflegefachpersonen stellen am USZ die grösste Berufsgruppe dar, somit ist die Anzahl Meldungen im Verhältnis zur Grösse der Berufsgruppe zu betrachten.

Qualitätssicherung des CIRS

Das CIRS-System wurde vor über zehn Jahren erfolgreich am USZ eingeführt. Zur Qualitätskontrolle und im Sinne einer Standortbestimmung und Weiterentwicklung des CIRS als Berichts- und Lernsystems wurde eine externe Validierung eingeholt. Hierzu wurden ausgewählte CIRS-Fälle mit dem Ziel gesichtet, das CIRS insbesondere auch als Lernsystem zu stärken. 

Weiter wurde das E-Learning zum CIRS vollständig überarbeitet. Einerseits ermöglicht es neuen Mitgliedern der CIRS-Komitees einen kompakten Überblick über die Möglichkeiten des CIRS-Systems, andererseits unterstützen praxisnahe Beispiele neue Mitarbeitende beim Erstellen und Formulieren von CIRS-Meldungen.

Umgesetzte Massnahmen 

Um die Patientensicherheit kontinuierlich zu fördern, werden jeweils Massnahmen und Lösungsvorschläge erarbeitet. Die Umsetzung dieser Massnahmen ist Teil der Führungsaufgabe und erfolgt unter Einbezug der interprofessionellen Klinikleitungen.  

Nachfolgend berichten wir exemplarisch über umgesetzte Massnahmen aufgrund von CIRS-Meldungen. Diese Massnahmen gehen aus den CIRS-Jahresberichten der CIRS-Komitees hervor sowie aus der Tätigkeit der CIRS-Managerin USZ. Sie wurden lokal oder systemweit umgesetzt:

Sensibilisierungs- und Fortbildungsmassnahmen

  • Simulationstrainings anhand von CIRS-Fällen in diversen Kliniken
  • Flyer-Kampagne zum Thema korrekte, sichere Blutentnahme in diversen Kliniken
  • Alle neu eintretenden Assistenzärzt*innen der Klinik für Pneumologie besuchen KISIM-Schulung verpflichtend
  • Thema Insulinverordnung ins Stroke-Weiterbildungsprogramm aufgenommen
  • Schulungen zu den Themen: Trachealkanülen-Management; Antrittskontrolle; Medikationssicherheit (z.B. Inkompatibilitäten); Laborproben (Fokus aktive Patientenidentifikation, Gegencheck mit Laborproben-Etikette, Visum)
  • Mit einem CIRS-Komitee wurde eine Ereignisanalyse mit einer externen Expertin durchgeführt zu einem CIRS-Fall zur Repatriierung eines Patienten aus einem externem Spital.

Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit

  • Aufarbeitung von CIRS-Meldungen in MuM-Konferenzen in diversen Kliniken
  • Einbindung der Mitarbeitenden in die Ursachenforschung und Massnahmenerarbeitung in der Fachgruppe Logistik, Patientenbegleitung und Zentralsterilisation
  • Interdisziplinäre Fallbesprechung mit OP-Pflege und den betroffenen Kliniken
  • Schulungen für Mitarbeitende des gynäkologischen Ambulatoriums durch Pflegeexpertin zur Indikation für periphere Venenkatheter vor Verlegung auf Bettenstation
  • Erarbeitung Informationsblatt Umgang mit FKJ-Sonden im häuslichen Umfeld

Organisatorische, technische und bauliche Anpassungen und Veränderungen für einen optimierten Behandlungsprozess

  • Nach einer CIRS-Meldung hat das Flächenmanagement die Beschilderung (Signaletik) zum Schockraum im Untergeschoss verbessert.
  • Gemeinsam mit der Medizintechnik wurden die Wartung und Betriebsbereitschaft von AED vor Ort abgeklärt. Dem Team wurde der jeweilige Standort von weiteren Geräten in unmittelbarer Nähe bekannt gemacht.
  • Bearbeitung von Rückmeldungen im Instacount-Meldeportal zu Qualitäts- und Sicherheits-aspekten im Instrumentenkreislauf
  • Automatisierte Kontrollen von Bestrahlungsparametern in der Klinik für Radio-Onkologie
  • Notfalltasche mit EpiPen auf Bettenstation in der Klinik für Neurologie
  • Neue Richtlinie «Fixation Nabelkatheter» in der Klinik für Neonatologie
  • Optimierung der pflegerischen Betreuung bei Aussenliegern durch aktive Unterstützung bei rheumatologischen Patient*innen vor Ort
  • Etablieren einer Ansprechperson für den Support zum Trachealkanülen-Management in der Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie