Berichte 2020

Infektionsüberwachung

Jedes Jahr erleiden schätzungsweise 60’000 hospitalisierte Patientinnen und Patienten in der Schweiz während eines Spitalaufenthalts eine Infektion. Vor allem operative Eingriffe, die Einlage von Gefäss- oder Urinkathetern und die künstliche Beatmung sind mit einem Infektionsrisiko verbunden. Diese im Spital erworbenen Infektionen können zu verlängerten Spitalaufenthalten führen mit zusätzlichen Interventionen und hohen Kosten für das Spital und die Betroffenen. Verschiedene Studien zeigen, dass sich bis zu zwei Drittel dieser sogenannten healthcare-assoziierten Infektionen verhindern lassen.

Vor mehr als fünf Jahren wurde am USZ das ehrgeizige Ziel formuliert, die Rate der healthcare-assoziierten Infektionen auf fünf Prozent zu senken. Damit startete die 5%-Offensive gegen die fünf häufigsten spitalerworbenen Infektionsarten. Das Team der Infektionsprävention und Spitalhygiene am USZ hat zur Steuerung der 5%-Offensive ein Metrik-System erarbeitet, das die Infektionsrate und den Umsetzungsgrad von je zwei bis drei wichtigen Präventionsmassnahmen permanent misst. Diese Resultate dienen der Steuerung und Erfolgsmessung der 5%-Offensive. In der Initialphase wurden Delegierte in den Kliniken angeleitet, die Präventionsmassnahmen in ihren Bereichen umzusetzen. In einer Nachhaltigkeitsphase wird sich zeigen, wie stark sich diese Intervention in den Kliniken verwurzeln konnte.

In den vergangenen zwei Pandemiejahren war die Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene im Krisenmanagement stark eingebunden. Schon früh wurden zahlreiche Massnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden sowie Patientinnen und Patienten ergriffen und über die Zeit der Epidemiologie und an die neuen Erkenntnisse angepasst. Verschiedene Messungen zum Umsetzungsgrad der Präventionsmassnahmen konnten in dieser Zeit aus Kapazitätsgründen nicht oder nur teilweise durchgeführt werden. Für 2021 liegen nun wieder belastbare Resultate vor. 

Punktprävalenzmessung am USZ

Seit 2013 finden an einem Stichtag im Frühjahr die jährlichen Punktprävalenzmessungen von spitalerworbenen Infektionen am USZ statt. Diese Messung erhebt den Anteil hospitalisierter Patient*innen, die an diesem bestimmten Tag eine spitalerworbene Infektion aufweisen. Die Prävalenz healthcare-assoziierter Infektionen ist vergleichbar mit 2019.

Anzahl und Verteilung der spitalerworbenen Infektionen

Quelle: Spitalhygiene, PD Dr. Walter Zingg, Leiter, Dr. med. Aline Wolfensberger

Wundinfektionen
Pneumonien und Infektionen der unteren Atemwege
Harnwegsinfektionen
Bakteriämien
Infektionen des Gastrointestinaltraktes
Systemische Infektionen
Andere Infektionen

Healthcare-assozierte Infektionen in Prozent im Jahresvergleich

Quelle: Spitalhygiene, PD Dr. Walter Zingg, Leiter, Dr. med. Aline Wolfensberger

Alle Infektionen
nur dem USZ zugeteilt
nur während dem Spitalaufenthalt

Postoperative Wundinfektionen

Die Resultate der Wundinfektionsmessungen bei Appendektomien und in der Herzchirurgie sind mit dem Gesamtkollektiv vergleichbar. Die Wundinfektionen nach Kolonchirurgie sind im schweizweiten Vergleich erhöht.

Postoperative Wundinfekte in Prozent (ausschliesslich der oberflächlichen)

Quelle: Spitalhygiene, PD Dr. Walter Zingg, Leiter, Dr. Miriam Vazquez

Eingriffe Appendektomie Kolonchirurgie Herzchirurgie
2021 2.9 19.2 - Die herzchirurgischen Eingriffe erfordern eine Überwachungsdauer von zwölf Monaten; deshalb sind die Zahlen von 2021 noch nicht verfügbar.
2020 3 13.1 3.4
2019 1.2 9.3 1.4
2018 2.0 6.0 1.9
2017 3.3 13.4 3.00
«übrige Schweiz» 1.8 8.7 1.8
Unterschied für 2021 signifikant Nein Ja Nein

2019

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Händehygiene

Als eine der zentralen Prozessindikatoren wird seit Jahren kontinuierlich der Händealkoholverbrauch gemessen. Wie zu erwarten war, nahm dieser 2020 in den drei Bereichen Intensivstationen, Intermediate Care und Bettenstationen deutlich zu, schwächte sich aber 2021 wieder etwas ab. Insgesamt blieb der Verbrauch im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie hoch.

Händealkoholverbrauch

Quelle: Spitalhygiene, PD Dr. Zingg Walter, Leiter, Marie-Therese Meier

Durchschnittlicher Verbrauch pro Tag und Patient in ml Intensivstationen und Neonatologie Intermediate Care Stationen (IMC) Bettenstationen
2021 346 180 81
2020 354 197 95
2019 284 169 68
2018 300 168 67
2017 274 174 63

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Schutz vor viralen Atemwegserkrankungen: Grippeimpfung

Respiratorische Viren treten saisonal gehäuft in der Winterzeit auf. Zum Schutz der Patienten im Akutspital vor einer Übertragung dienen Isolationsmassnahmen, persönliche Schutzmassnahmen, erweiterte Hygienemassnahmen und Impfungen für Spitalmitarbeitende. Neben den COVID-19-Impfungen wurden auch Grippeimpfungen durchgeführt.

Der Anteil an Mitarbeitenden, der sich im zweiten COVID-19-Pandemiejahr 2021 gegen Grippe impfen liess, ist gegenüber dem ersten Pandemiejahr 2020 deutlich zurückgegangen. Die Impfquote der Grippeimpfung lag bei 24.4 Prozent für alle Mitarbeitenden und bei 28.8 Prozent für Mitarbeitende mit Patientenkontakt. Die Impfquote bei Pflegefachpersonen und Personen aus medizinisch-technischen Berufen lag wenig über 20 Prozent, bei der Ärzteschaft wenig über 45 Prozent. Diese Unterschiede der Impfquoten innerhalb der Berufsgruppen werden seit Jahren beobachtet.

Im Jahr 2018 wurde die Initiative «Grippeimpfung unter Abteilungslead» ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist, die Impfquote insbesondere bei Pflegefachpersonen und Personen aus medizinisch-technischen Berufen zu erhöhen. 2021 wurden in acht von neun Medizinbereichen entsprechende Massnahmen durchgeführt. Die Initiative sieht vor, dass der Pflegedienst die Verantwortung übernimmt für die Durchführung von Grippeimpfaktionen bei den eigenen Teams direkt auf den Abteilungen. Im Vorfeld findet ein inhaltlicher Austausch zur Grippeimpfung mit Expertinnen und Experten der Spitalhygiene und des Personalärztlichen Dienstes statt. Die Initiative will die Grippeimpfung im klinischen Alltag niederschwellig zugänglich machen. Im Jahr 2021 haben sich 75 Prozent der Geimpften der beteiligten Medizinbereiche auf ihrer Abteilung impfen lassen.

Grippe-Impfstatistik im Jahresvergleich

Quelle: Personalärztlicher Dienst, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin, PD Dr. med. Silvana Rampini, Leitende Ärztin

Anzahl Mitarbeitende mit direktem Patientenkontakt Ärzte Pflege MTTB ohne direkten Patientenkontakt alle
2021 5’979 1’629 3’346 1’004 2’859 8’838
davon Geimpft (n) 1’724 778 724 222 430 2’154
Anteil Geimpfte (%) 28.8% 47.8% 21.6% 22.1% 15.0% 24.4%
2020
Anteil Geimpfte (%) 37.3% 58.9% 28.7% 32.3% 20.8% 31.1%
2019
Anteil Geimpfte (%) 27.5% 45.8% 19.8% 22.2% 14.8% 23.4%

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