Die Organtransplantation ist eine etablierte Heilbehandlung für das Endstadium kranker Organe wie Herz, Nieren, Leber oder Lunge. Die Diskrepanz zwischen Organbedarf und -angebot ist dabei ein weltweites Problem in der Organtransplantationstherapie. Die Wartezeit auf ein neues Organ klettert nicht selten von mehreren Monaten auf ein bis drei Jahre. Aus diesem Grund arbeiten Forscherteams seit Jahren an Innovationen, die einerseits helfen, den Spenderpool zu erhöhen und anderseits, den Zustand der entnommenen Organe zu verbessern. Dafür wurden in den letzten Jahren zahlreiche Ex-vivo-Maschinenperfusionsgeräte für entnommene Organe entwickelt und in Spitälern eingesetzt.
Maschinenperfusion vor der Transplantation von Organen
Spenderorgane werden vom Blutkreislauf abgekoppelt und während der Entnahme kalt gespült. Anschliessend hält eine mit Eis gefüllte Transportbox das Organ weiterhin kühl (ca. 4°C). Innerhalb weniger Stunden muss es dann in einem der sechs Schweizer Transplantationszentren eintreffen, um schnellstmöglich transplantiert zu werden. Eine Leber toleriert etwa eine herkömmliche kalte Lagerung von bis zu 12 Stunden. Diese Technik der Organkonservierung ist sehr einfach und preiswert, Nachteile sind jedoch die zeitlichen Limiten und die fehlende Möglichkeit einer Organoptimierung und -beurteilung während der Lagerung in der Eisbox.
Bei der Maschinenperfusion wird das entnommene Organ an ein Gerät angeschlossen, das entweder mit gekühlten und mit Sauerstoff angereicherten Flüssigkeiten das Organ perfundiert, oder mit Blut die Durchblutung im menschlichen Körper imitiert. Das Gerät kontrolliert dabei exakt den Fluss und den Druck der Perfusion sowie die Temperatur. Der Begriff Perfusion bezeichnet in der Medizin den Durchfluss von Flüssigkeiten durch Organe und Gewebe beziehungsweise durch Blutgefässe.
Das HOPE Programm am USZ
Es gibt zwei Perfusionstechniken, die hypotherme und die normotherme. Beide Techniken ermöglichen, dass Organe für die Empfängerin oder den Empfänger in einem besseren Zustand transplantiert werden können.
Im HOPE Programm (HOPE = Hypothermic Oxygenated machine Perfusion) wird die kalte Perfusionstechnik eingesetzt. Seit 2012 wurden am USZ etwa 200 Lebern transplantiert, bei denen vorgängig eine Maschinenperfusion (HOPE) angewendet wurde, weltweit sind es rund 1000.
Damit eröffnen sich Vorteile für Patientinnen und Patienten, die auf ein Organ warten. Das Programm ermöglicht es, dass mehr Organe in besserer Qualität verfügbar werden und die Empfängerinnen und Empfänger nach der Transplantation schneller genesen. Zusätzlich wird eine deutliche Verlängerung der Zeitspanne der ex situ Organerhaltung erreicht, um beispielsweise ein Spenderorgan besser zu beurteilen und gegebenenfalls kleinere Schäden zu reparieren.
Neuer Standard, neue Chancen, langer Weg
Für die Transplantation von Leber oder Herz wurde diese neue Techniken der Maschinenperfusion in der Schweiz noch nicht flächendeckend eingeführt. Zurzeit sind noch Fragen offen, wie etwa, welche Art der Maschinenperfusion mit welcher Flüssigkeit zu welchem Zeitpunkt die besten Ergebnisse erzielt, und ab welchem Zeitpunkt Sauerstoff hinzugefügt werden soll. Aktuell werden weltweit die unterschiedlichen Perfusionstechniken und neue Therapieoptionen der Maschinenperfusion intensiv evaluiert. Das Transplantationszentrum am USZ ist aktiv daran beteiligt. Auf experimenteller Ebene gibt es bereits erste vielversprechende Untersuchungsergebnisse, weitere müssen erforscht werden.