Eine möglichst schnelle Abklärung und Behandlung von bösartigen Tumoren haben einen direkten Einfluss auf die langfristige Körperfunktion und das Überleben. Kopf-Hals-Tumoren gelten als selten, etwa 1’000 neue Fälle werden in der Schweiz pro Jahr gezählt. Die Mehrzahl, rund 70 Prozent, betrifft Männer, die meisten davon sind über 60 Jahre alt. Die Zahlen sind steigend und die Patientinnen und Patienten werden immer jünger. Grund dafür sind die anhaltend hohe Zahl der Raucher und die Zunahme von Kopf-Hals-Tumoren, die mit einer Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) in einem Zusammenhang stehen. Seit etwa 20 Jahren ist bekannt, dass eine HPV-Infektion die Ursache von Krebs im Kopf-Hals-Bereich sein kann. Mittlerweile sind etwa 70 Prozent aller Fälle von Rachenkrebs mit einer HPV-Infektion verbunden und bilden sogar eine eigene Tumorentität.
Leider ist die Sterblichkeit bei diesen Erkrankungen noch immer hoch und liegt je nach Stadium bei etwa 10 bis 70 Prozent. Tückisch ist, dass die Erkrankung oft erst in einem schon fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. In der Regel dauert die Zeit der Abklärung mehrere Wochen. Die schnelle Diagnose und gezielte Behandlung ist deshalb entscheidend. Studien haben gezeigt, dass durch eine Verkürzung der Zeit zwischen Diagnose und Therapiebeginn das Überleben und der funktionelle Outcome signifikant verbessert werden können (Schutte et al, Cancer 2020;10.1002). Je früher eine Krebserkrankung im Kopf-Hals-Bereich erkannt wird, umso besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen, können wichtige Funktionen geschont oder erhalten werden.
«Intake Sprechstunde»: Schnelle Diagnose und Therapiebeginn innerhalb von drei Tagen
Damit vom Verdacht bis zum Therapiebeginn keine Zeit verloren geht, wurde am USZ 2020 die «interdisziplinäre Intake-Sprechstunde» etabliert: Patientinnen und Patienten mit einem Verdacht auf einen Tumor werden in einem vordefinierten und patientenzentrierten Prozess innerhalb von drei Tagen umfassend abgeklärt und erhalten auch sofort eine Empfehlung für ihre individuelle Therapie.
Das Besondere an diesem «Fast Track» ist nicht nur die Geschwindigkeit. Durch die Beteiligung von Ärzten und Pflege, von Nuklearmedizin, Neuroradiologie, Pathologie, Anästhesie, Logopädie und Ernährungsberatung erhalten wir ein viel umfassenderes Bild jedes Patienten, beispielsweise auch über seine Belastbarkeit. Dazu trägt bei, dass auch die Gespräche mit den Patienten in einer gemeinsamen Sprechstunde stattfinden.
Dieses Konzept wurde inzwischen mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik ist eine Befragung der Patientinnen und Patienten in Vorbereitung, die Aufschluss darüber geben soll, was aus ihrer Sicht noch verbessert werden kann.
Im Berichtsjahr konnten bereits über 166 Patient*innen von dieser schnellen Diagnose und einer gezielten Behandlung profitieren.