(1) Eine notfallmässige Bypass-Operation im Rahmen eines akuten Koronarsyndroms, respektive eines akuten Herzinfarkts, wurde nur bei drei Patienten durchgeführt, die medikamentös nicht stabilisiert werden konnten. Alle anderen Patienten mit akutem Koronarsyndrom oder akutem Herzinfarkt wurden zunächst medikamentös und/oder mit mechanischen Kreislauf-Unterstützungs-Systemen stabilisiert und dann beschleunigt oder elektiv operiert.
(2) LVAD + HTPL: Aufgrund der eher kleinen Fallzahlen pro Jahr wurden die Resultate der LVAD-Implantationen und der HTPL für den Zeitraum September 2020 bis August 2022 analysiert. Nur grössere Zahlen erlauben eine zuverlässige Beurteilung der Qualität.
(3) LVAD: Patient*innen, die ein Kunstherz erhalten, werden in sechs Risikogruppen eingeteilt: «Intermedics 1» bis «Intermedics 6». «Intermedics 1»-Patienten sind Patienten der höchsten Risikogruppe. Sie befinden sich bereits vor der Implantation eines LVAD auf der Intensivstation, sind evtl. bereits beatmet und benötigen eine andere Form von mechanischer Kreislaufunterstützung, um für die Implantation eines LVAD zu qualifizieren. Alle Patient*innen, die in der Klinik für Herzchirurgie ein LVAD erhielten, waren in der höchsten Risiko-Gruppe. Die international publizierten Sterberaten für LVAD-Implantationen bei «Intermedics 1- bis 6»-Patienten liegen in der Regel bei >10 Prozent.
ECMO
Während der COVID-19-Pandemie erlitt eine grosse Anzahl von Patient*innen ein komplettes Lungen- und/oder Herzversagen. Diese Patienten konnten nur mit einer ECMO («extrakorporelle Membran-Oxygenation») gerettet werden. Dabei handelt es sich um ein extern am Patienten angebrachten Gerät, das vorübergehend die Lungen- und/oder Herzfunktion übernimmt, bis diese Organe sich von der Infektion wieder erholt haben.
Die ECMO kam selbstverständlich auch bei Herz- und/oder Lungenversagen anderer Genese zum Einsatz, so zum Beispiel als Überbrückungsmassnahme für Patient*innen mit komplexem postoperativem Verlauf, als Vorbereitung zur Implantation eines Kunstherzens oder einer Herztransplantation sowie im Rahmen mechanischer Kreislauf-Reanimationen, Sudden Cardiac Death mit out-of-hospital Reanimation, Lungenembolie, Sepsis oder schwerem isoliertem Lungenversagen (ARDS) verschiedener Ursachen.
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 150 ECMO’s eingesetzt, davon 60 für COVID-19-Patient*innen. Zudem wurden 55 Transporte, davon 30 bei COVID-Patient*innen durchgeführt, um Patient*innen von anderen Kliniken ins USZ zu bringen. Das ECMO-Team der Klinik für Herzchirurgie (Kardiotechniker und Herzchirurg) hat auch internationale Transporte durchgeführt. Die hohe Zahl an ECMO zeigt die zusätzliche Belastung des Kardiotechnik/Herzchirurgie-Teams vor allem auch während der COVID-Pandemie.
Patient*innen, die eine klare Indikation für den Einsatz einer ECMO haben, würden ohne sie versterben. Dank der ECMO-Therapie konnte die Sterberate massiv gesenkt werden:
- ECMO-Mortalität von COVID-19-Patient*innen im USZ: 19 Prozent
- ECMO-Mortalität von allen Patient*innen im USZ: 43 Prozent
- ECMO-Mortalität von kardialen Patient*innen im USZ: 57 Prozent
Infektionen nach medianer Sternotomie
Viele Eingriffe am Herz können heute minimal-invasiv durchgeführt werden, aber längst nicht alle. Eine Operation am offenen Herz macht eine sogenannte mediane Sternotomie notwendig: Das Brustbein wird durchtrennt und der Brustkorb für die Operation auseinandergezogen. Anschliessend wird der Brustkorb wieder verschlossen und das Brustbein mit Drahtschlaufen befestigt. Wie bei jeder Operationswunde besteht auch hier das Risiko eines Infekts. In der Schweiz entwickelt im Durchschnitt jeder 20. Patient nach einer offenen Bypass-Operation einen Wundinfekt.
Die Infektionsrate nach medianer Sternotomie lag 2021 in der Klinik für Herzchirurgie unter einem Prozent. Nur gerade zwei von über 200 Patientinnen und Patienten waren von einer solchen Komplikation betroffen. Grund für die massive Abnahme postoperativer Wundinfektionen war die Einführung und Umsetzung eines Infektions-Präventions-Protokolls, das aus verschiedenen präoperativen, intraoperativen und postoperativen Massnahmen besteht*.
(*Vogt-PR et al.: Reduction of sternal wound infection with a refined surgical technique and single shot systemic and sternal spongiosa topical antibiotic prophylaxis compared to 24 hours systemic antibiotics. American Journal of Clinical Microbiology and Antimicrobials. 2019:2(2):1036)