Seit dem 1. August 2021 darf ich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen des Spitalrats das USZ strategisch führen. Ebenfalls neu in diesem Gremium sind seit Mitte 2021 Dr. Serge Gaillard und Prof. Jürgen Holm.
2021 war für das USZ und seine Mitarbeitenden auf allen Stufen ein sehr intensives Jahr. Die Pandemie hat uns nach wie vor stark gefordert und Spuren hinterlassen. Trotz Pandemie musste zudem das Baufeld für die künftigen Neubauten geräumt werden. Das konnte nur mit einer hochkomplexen Rochade umgesetzt werden. Es war eine immense Leistung, die die medizinische Arbeit zusätzlich erschwerte. Umso mehr möchte ich den Dank des Spitalrats an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richten. Sie haben in diesem herausfordernden Jahr Ausserordentliches geleistet und verdienen unsere Wertschätzung und grössten Respekt. Wichtig war für uns auch die Unterstützung, die wir von den politischen Behörden erfahren durften, namentlich von der Gesundheitsdirektion.
Die eingeschlagene Richtung stimmt
Der Spitalrat hatte im vergangenen Jahr, neben der Bewältigung der Pandemie und den Arbeiten im Zusammenhang mit der Gesamterneuerung, zahlreiche weitere, für das USZ wegweisende Themen auf seiner Agenda. Eine Einigung konnten wir in der Diskussion mit der Bildungsdirektion bezüglich der Abgeltung für Forschung und Lehre erzielen. Beim Berufungsprozess der Klinikdirektorinnen und Klinikdirektoren arbeiten wir intensiv mit der Universitären Medizin Zürich, der Universität Zürich und den anderen universitären Spitälern zusammen. Aufgrund der vielen Schnittstellen des USZ nicht nur zur Universität, sondern auch zu mehreren Departementen des Kantons Zürich ist eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit für die weitere Entwicklung des USZ essenziell. Die Pflege eines intensiven und offenen Austauschs mit den zuständigen Stellen ist mir daher ein persönliches Anliegen.
In finanzieller Hinsicht können wir mit dem Jahr 2021 nicht zufrieden sein, haben wir doch das zweite Jahr in Folge mit Verlust abgeschlossen, wenn auch einem deutlich kleineren als noch im Vorjahr. Positiv hingegen stimmt der Trend der letzten Monate, der in die richtige Richtung geht. Trotzdem werden die nächsten Jahre anspruchsvoll werden, um zur alten Stärke zurückzufinden und die verlorenen Marktanteile im stationären Bereich wieder wettzumachen.
Code of Conduct: ein gemeinsames Verständnis
Mehr als 9’000 Mitarbeitende arbeiten am USZ. Auch wenn sich alle grundsätzlich korrekt verhalten und verhalten wollen, ist es wichtig, ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln, welche Werte wir vertreten und welches Verhalten wir wollen. Dafür wurde, zusammen mit Mitarbeitenden und der Spitaldirektion, ein Code of Conduct entwickelt, den der Spitalrat im Dezember 2021 verabschiedet hat und der seit Anfang 2022 für alle Mitarbeitenden auf allen Hierarchiestufen verbindlich ist.
Mit verschiedenen Kommunikationsmassnahmen werden wir den Code of Conduct im Alltag verankern. Er soll auch die Kulturentwicklung unterstützen und den Mitarbeitenden als Basis für Werte und Orientierung dienen. Ein grosses Anliegen war dem Spitalrat zudem die Schaffung eines Transparenzregisters, in dem Mitarbeitende ihre Nebenbeschäftigungen und Interessensbindungen gegenüber dem Compliance Office offenlegen. Transparenz ist und bleibt auch in Zukunft ein wesentlicher Faktor unserer Unternehmenskultur.
Die richtigen Anreize schaffen
Bis anhin galt für das USZ das Zusatzhonorargesetz. Dieses schreibt vor, dass die ärztlichen Honorare zu einem grossen Teil in Honorarpools fliessen, über die die Kaderärztinnen und Kaderärzte entschädigt werden. Der Kantonsrat hat 2021 entschieden, dieses Honorarmodell abzuschaffen, um mengenbasierte Fehlanreize zu eliminieren; ein Entscheid, den die Leitung des USZ begrüsst. Im Jahr 2023 wird daher ein neues Lohnmodell eingeführt, das zum grössten Teil auf Fixlöhnen basiert.
Wir wollen mit diesem Entschädigungssystem weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber bleiben und die besten Talente gewinnen. Die Umsetzung des neuen Systems erfolgt gleichzeitig mit der Einführung des neuen Spitalplanungs- und -finanzierungsgesetzes des Kantons Zürich (SPFG), das am 1. Januar 2023 in Kraft treten wird.
Reorganisation im Kerngeschäft
Schliesslich hat die Spitalleitung das Kerngeschäft neu organisiert. Die Struktur des USZ hat sich als zu komplex erwiesen. Insbesondere galt es, die strategische Ebene von der operativen Ebene zu entflechten und zugleich das Kerngeschäft zu stärken. Die bisher neun Medizinbereiche wurden in drei grosse Bereiche zusammengefasst und jeweils unter die Leitung eines Ärztlichen Co-Direktors gestellt. Pflege, MTTB und Finanzen werden den jeweiligen Direktionen zugeordnet, sodass die Führung jeweils innerhalb des Fachbereichs erfolgt. Die klinisch tätigen Mitarbeitenden sollen sich in Zukunft vermehrt auf ihre Haupttätigkeit konzentrieren können und die fachliche Unterstellung soll die Standardisierung von Prozessen erleichtern. Interprofessionelle Leitungsteams werden dazu beitragen, dass die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen, in der Patientenversorgung, in der Forschung und in der Aus- und Weiterbildung noch besser gelingt. Mit dieser neuen Führungsstruktur haben wir die Voraussetzungen für mehr Klarheit in den Verantwortlichkeiten und Abläufen geschaffen. In den kommenden Monaten wird es die Aufgabe der neuen Führungsteams sein, die neue Organisation mit Leben zu füllen und ihre Vorzüge für das Unternehmen, insbesondere aber für unsere Patientinnen und Patienten nutzbar zu machen.