Das Erkennen von Delirrisiken und die Vermeidung von Delirien sind bedeutsame Faktoren für die Sicherheit der Patient*innen, da Delirien den Verlauf der Rekonvaleszenz gefährden können. Um den Betroffenen eine bestmögliche Betreuung zu ermöglichen, ist gerade in komplexen, sich schnell verändernden Patientensituationen eine interprofessionelle Zusammenarbeit notwendig. Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung für die patientenorientierte Betreuung. Konsequenzen eines fehlenden interprofessionellen Informationsaustauschs und somit mangelnder Zusammenarbeit zeigen sich unmittelbar und besonders deutlich bei Patient*innen mit einem Delir.
Das Delir ist bei stationären Patientinnen und Patienten eine häufige Komplikation, die durch Störungen des Bewusstseins, der Orientierung und der Wahrnehmung gekennzeichnet ist. Man geht davon aus, dass rund 10 bis 15 Prozent der Patientinnen und Patienten auf chirurgischen Stationen und etwa 15 bis 25 Prozent der Patienten auf internistischen Stationen sowie 30 bis 40 Prozent aller Patientinnen, die über 65 Jahre alt sind, im Verlauf ihres stationären Aufenthalts ein Delir entwickeln. Bei bestimmten Erkrankungen sind Delire besonders häufig: Verbrennungen 20 bis 30 Prozent, AIDS 30 Prozent, Herzoperationen 70 Prozent, Hüftgelenksoperationen nach Fraktur 40 bis 50 Prozent.
Die Auswirkungen von Delirien sind für einzelne Patient*innen belastend, aber auch für die Angehörigen, medizinische Fachpersonen und für die ganze Organisation. Die Gründe hierfür reichen von verlängerter Aufenthaltsdauer, verschlechterter Kognition und erhöhter Sterblichkeit bei Patient*innen bis hin zu mehr Aufwand und Stress für die medizinischen Fachpersonen und erhöhten Kosten für die Organisation.
Früherkennung und Frühbehandlung von Delirien sind daher das A und O in der klinischen Praxis. Aus der Literatur weiss man, dass Delirien häufig zu spät erkannt oder nicht dokumentiert werden.